Nummer 28 Der Beobachter an der Elbe.
Unterhaltungsblätter für Jedermann.
Verlag von H. G. Münchmeyer in Dresden.
2. Jahrg.


Wanda.

Novelle von Karl May.
5. Juni 1875


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»Und herzlich gefreut hat es mich alleweile,« fuhr der Schmied fort, »daß der Säumling, oder wie er heeßt, ohne Musik hat abziehen müssen. Der Mann gefällt mir nich.«

»Warum?«

»Kann es nich sagen. Hat so een Ohrfeigengesicht.«

»Wieso?« lachte Winter.

»Weeßte das noch nich? Es giebt Gesichter, bei deren bloßem Anblick es Eenem in den Händen juckt. Ich bin keen Physiogniff, oder wie es heeßt, und nenne diese Visagen also kurzweg Ohrfeigengesichter.«

»Haste vielleicht seine Uhrkette und seine blaue Nasenquetsche angesehen, Emil?« fragte Thomas.

»Ja; ich habe mir den Mann überhaupt sehr genau betrachtet. Beides war von einer Arbeit, wie man sie nicht oft zu sehen bekommt. Warum?«

»Hm! Ich habe so meine Gedanken derbei gehabt!«

»Welche Gedanken?«

»Das sage ich Dir vielleicht später 'mal.«

»Freundlich sind diese Gedanken wohl nicht. Du hast den Mann ja mit einer Aversion behandelt, die ganz gegen Deinen Character ist.«

»Hab' vielleicht ooch Ursache dazu. Sollst's schon noch erfahren, was für eene. Da, jetzt geht die Polka los; das is so meine Art. Komm, Anton.«

»Meinetwegen Polka oder Rutscher, wenn's nur rund 'rum geht. Aber wie steht es denn eigentlich mit unserm Dankeswalzer, Emil? Der steht ja gar nich mit off der Liste. Du, altes Haus, den hat mein' Seel' Deine Polin vorhin nur deshalb weggelassen, weil ihr der König dazu fehlte. Bringe es ihr 'mal off eene feine Art und Weise mit bei, daß ich 'nen Appetit off Gouvernantenlippen habe! Sapperlot noch 'mal, da steht sie ja gleich, unsre Königin, und hat den ganzen Kram mit angehört. Na, Majestät, sein Sie nur nicht bös deshalb! Unsereener redet alleweile grad' so, wie ihm der Schnabel gewachsen is.«

Er ging mit Thomas in den Saal zurück und ließ die beiden Majestäten allein.

»Meine Königin hat den Wunsch des treuherzigsten Ihrer Unterthanen vernommen.«

Sie erröthete und erwiederte mit schalkhaftem Lächeln:

»Es ist Uns die Wissenschaft über die Wünsche der Unsrigen sehr angelegen.«

»Und diese Wissenschaft verfolgt den Zweck der Erfüllung dieser Wünsche?«

»Ohne Zweifel, sobald dieselben billig sind.«

»Dürfen wir Uns zu der verheißungsvollen Ansicht neigen, daß der vorhin vernommene Wunsch zu dieser glücklichen Kategorie gehöre?«

»Vielleicht. Nur dürfte die Ressortfrage eine unentschiedene bleiben.«

»Untersuchen Wir diesen Casus. Der Kuß als Dankzahlung gehört in das Ressort des Finanzministers, der Kuß als Opfer in dasjenige des Cultusministers, der Kuß als Aeußerung einer innerlichen Gesinnung in dasjenige des Ministers des Innern, der Kuß als Friedenszeichen in dasjenige des Kriegsministers und der Kuß als Buß- und Sühnezeichen in dasjenige des Justizministers.«

»Dann müßten Wir Uns in Erwägung des Geschehenen für den letzteren Fall entscheiden und mit Ergebung in die Strenge des Gesetzes die über Uns verhängte Strafe tragen.«

»Das klingt so widerstrebend, daß Wir Uns bewogen fühlen, diese Strenge durch ein nachsichtsvolles Arrangement zu mildern und auf dem Gnadenwege dem finsteren Verhängnisse zu begegnen.«

»Wir sagen Dank und fügen Uns in Euren hohen, gnadenreichen Willen.«

Sie gingen in den Saal und traten zu Thomas, welcher soeben seine Tänzerin verlassen hatte, um den König aufzusuchen.

»Geruhen Majestät, eene unterthänigste Frage des Hofkapellmeesters vorzutragen?«

»Nee, Wir geruhen nich, geruhe Du, Anton!« lachte Winter.

»Ach so, hab' ich wieder 'mal 'nen Bock geschossen? Ihr habt mich ooch nur zu meinem Unglück zum Oberhofcourier gemacht; denn wo ich nur das Maul offthue, da werde ich allemal ausgelacht.«

»Mach's besser. Also Deine Frage?«

»Das Concert soll beginnen. Werden Eure Königliche Gnaden unterthänigst belieben, eene gehorsamste Soloparthie vorzutragen?«

»Nein. Bei Unsrer hohen Stellung ziemt es sich nicht für Uns, mit Gimpeln und Zeisigen gehorsamst und unterthänigst um die Wette zu zwitschern; aber sobald Wir die Krone von Unserm Haupte gethan, wird der Bariton Emil Winter ein Liedchen vortragen, welches äußerst werthvoll durch den Umstand ist, daß er es selbst gedichtet und in Musik gesetzt hat. Jetzt aber, Herr Oberhofcourier, thut Eure Ohren auf und vernehmt den gnädigen Entschluß, daß Wir noch vor dem Concerte den Thron besteigen werden, um an der Seite Unsrer hohen Herrin Uns an dem Dank zu weiden, den Eure Damen Euch noch schuldig sind. Der Kußwalzer mag beginnen!«

»Kußwalzer? Mein' Seel', Majestät, Du bist een ganzer Kerl! Warum, das brauche ich Dir ooch jetzt nich erst zu sagen. Na, Gouvernantchen, freue Dich alleweile off deinen Schmied!«

Mit raschen Schritten eilte er davon, um die frohe Botschaft weiter zu tragen.

Als nach einiger Zeit Winter sich mit Wanda zurückzog, um einen Augenblick der Erholung zu finden, fragte die Polin:

»Sie singen auch?«

»Zuweilen ein Liedchen.«

»Welches Sie natürlich selbst dichten und componiren?«

»Nicht immer. Bei unserm Reichthume an werthvollen, tonkünstlerischen Werken hat ein Autodidakt, wie ich, keine


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Veranlassung, sich auf die anspruchslosen Kinder seiner Mußestunden zu beschränken.«

»Bei diesem fremden Worte fühle ich immer ein verwandtschaftliches Mitgefühl für jene reichbegabten Naturen, welche, an kleinliche Verhältnisse gebannt, in ihnen keine Befriedigung finden können, oder gar zu Grunde gehen müssen, weil sie für Größeres angelegt sind.«

Er blickte sie überrascht an. Kannte sie sich wirklich so genau, daß die Selbsterkenntniß ihr diese Worte diktirte? Er entgegnete mit leisem Kopfschütteln:

»Zu Grunde gehen? Sollte eine großangelegte Natur nicht die Kraft besitzen, auch das Kleine zu überwinden?«

»Das Kleine, ja, aber nicht das Kleinliche. Ich kenne leider diesen Unterschied.«

»Das Kleine ist zu achten; denn es ist ein Theil des Großen und Ganzen, und man darf es deshalb, wenn es Einem feindlich entgegentritt, ohne Schädigung des Selbstgefühles immerhin bekämpfen. Das Kleinliche aber ist einfach verächtlich und kann weder die Seelenstimmung noch die Entschließungen eines ausgebildeten Characters beeinflussen!«

»Eines ausgebildeten Characters, - ja, Das ist es,« setzte sie hinzu. »Das Kleinliche besitzt im Leben ja nur deshalb solche Macht, weil es an wirklich ausgeprägten Characteren mangelt. Und wer trägt die Schuld an diesem Mangel? Wie viel wird hier gefehlt und gesündigt, wie manches Lebensglück zertrümmert, weil der Grundstein zu demselben auf sandige oder verwitterte Unterlage zu ruhen kam!«

»Und doch liegt es meist in unsrer eignen Hand, den wankenden Bau mit starkem, vorurtheilsfreiem Willen niederzureißen, um ihn dann auf festerem Boden schöner und haltbarer wieder aufzurichten.«

Jetzt war an ihr die Reihe, ihn mit einem forschenden Blicke anzusehen. Traute er ihr diesen Willen nicht zu?

»Wer doch die freie, ungebundene Kraft dazu besäße!« hauchte sie.

»Wenn nicht, so leiht man sich die nöthige Kraft. Auch ich habe niedergerissen und arbeite noch heute an dem Wiederaufbau des Zertrümmerten.«

»Allein?«

»Allein.«

»Dann beneide ich Sie um Ihren Muth.«

»O, ich habe noch davon übrig, Kraft und auch Muth,« erwiederte er, während sein Auge in heller Genugthuung aufleuchtete.

Sie fühlte, daß weder Stolz noch Selbstüberhebung aus diesen Worten sprach und legte unwillkürlich die Hand auf das Herz, in welchem noch nie empfundene Neigungen sich geltend machen wollten.

»Dieses edle, freudige Selbstbewußtsein habe ich bisher nur bei einem Einzigen bemerkt, und dieser Eine war fast noch ein Knabe.«

»Ein Knabe?«

»Sie wollen zweifelnd fragen: ein selbstbewußter Knabe? Ich weiß, wie wenig diese beiden Worte der Begriffe zusammenpassen, und doch ist es so.«

»Darf ich diesen Knaben kennen lernen?«

»Ich begleitete als junges, zwölfjähriges Mädchen den damals noch lebenden Vater auf einer Erholungsreise durch Thüringen. Wir hatten bei einem seiner früheren Studiengenossen Absteigequartier genommen, und da die Herren es liebten, sich den ganzen Tag bei Gott weiß welchem philosophischen Thema zu langweilen, so zog ich es vor, allein und ohne Begleitung, wie es auch jetzt noch meine Art und Weise ist, in Busch und Wald herumzustreichen und der Freundin Natur so recht tief und aufmerksam in das herzige Auge zu blicken. Während einem dieser Streifzüge traf ich auf einen jungen, siebzehnjährigen Menschen, welcher in der nahen Stadt einen Verwandten aufsuchen wollte. Er kam aus Leipzig und war der jüngste Sohn eines Ihrer Berufsgenossen. Dieser war kürzlich gestorben und hatte, da sein hinterlassenes Soll das Haben bedeutend überstieg, die Seinen in den betrübendsten Verhältnissen zurückgelassen. Da es an den nöthigen Mitteln mangelte, mußte der ältere Sohn die Universität verlassen und sich mit einer kargbesoldeten, subalternen Stelle bei der Polizei der Residenz begnügen. Der Jüngere, welcher noch im Gymnasium gesessen hatte, war gezwungen, der Heimath den Rücken zu kehren, um bei einem Pathen, welcher dem ehrsamen Schneiderhandwerke oblag, dessen Profession zu erlernen, und die Mutter blieb mit den Schwestern zurück, um ihr Leben mit dem spärlichen Ertrage der Nadelarbeit zu fristen.«

»Der junge Mensch brauchte erst am Abende bei dem Pathen einzutreffen, und da wir, wie es bei Kindern oft zu geschehen pflegt, schnell Wohlgefallen an einander fanden, so beschlossen wir, uns für den heutigen Nachmittag einander anzuschließen und diese letzten seiner freien Stunden gehörig auszukaufen. Er war eine jener großartig angelegten Naturen. Das fühlte und erkannte ich freilich erst später; aber als wir endlich von einander schieden, bat ich ihn, mir ein Andenken zurück zu lassen. Er fragte mich, welches und da ich bemerkt hatte, daß er eine wundervolle Stimme besaß und auch gewandt im Versenmachen war, so gab ich ihm die Aufgabe, ein Gedicht auf mich zu machen und es mir zum Abschiede vorzusingen. Da lehnte er sich mit verschlungenen Armen an den Stamm eines nahen Baumes, blickte mir eine Zeit lang sinnend in das Angesicht und begann dann zu singen. Zwar habe ich nur die vier letzten Verse des Liedes behalten, aber sie sind mir ein liebes und gern gehegtes Andenken geblieben bis auf den heutigen Tag.«

»Darf ich fragen, was er gesungen hat?«

»Ich hatte ein Heckenröschen in das Haar gesteckt, und da er zwischen dieser Blume und meinem damaligen Wesen Aehnlichkeiten zu entdecken schien, so hatte ich die zweifelhafte Ehre, von ihm als ›wilde Rose‹ besungen zu werden.«

»Und der Dank für sein Lied?«

»Bestand in jenem Röschen, welches er sich beim Scheiden von mir erbat.«

»Um es vielleicht wegzuwerfen, als er später der Erinnerung müde geworden ist.«

»Nein, nein!« antwortete sie mit leisem, nachdenklichem Tone. »Er war ein aufrichtiges und treues Gemüth und hat jedenfalls die Erinnerung an jene Stunden ebenso fest gehalten, wie ich. Seine Züge hat mein Gedächtniß nicht behalten können; aber seine Stimme klingt noch heute in mir fort, und ich glaube, daß ich ihn an derselben wiederkennen würde.«

»Nicht auch an seinem Namen?«

»Den kenne ich nicht. Wir waren ja Kinder und fragten uns nicht nach der üblichen Legitimation. Meinen Namen habe ich ihm vielleicht genannt; der seinige aber ist nicht in Erwähnung gekommen. Doch, wir entziehen uns der Gesellschaft. Lassen Sie uns zu ihr zurückkehren.«


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Es wirbelte in dem Kopfe Winter's, und er mußte alle Selbstbeherrschung aufbieten, um ruhig zu bleiben. Warum erzählte sie gerade ihm dieses kleine, kindliche Abenteuer, von welchem sie sicher gegen Niemandem weiter gesprochen hatte? Warum verglich sie gerade ihn mit jenem Knaben, dessen Verse ihr bis heute ein theures Andenken gewesen waren? Er lächelte still und glücklich vor sich hin und mußte sich mit Gewalt von den Gedanken losreißen, welche ihn bestürmten Aber als er später die Attribute seiner königlichen Würde abgelegt hatte und nun von allen Seiten um das versprochene Liedchen gebeten wurde, trat er mit dem Vorsatze an das Piano, den Beweis zu führen, daß jener Knabe den Tag im Walde auch im treuen Gedächtniß bewahrt habe.

Mit gewandter Technik flogen seine Finger präludirend über die Tasten, und als die nöthige Stille eingetreten war, begann er den Gesang.

Sein Auge war auf Wanda gerichtet. Er wollte sich den Genuß nicht versagen, sie während seines Vortrages zu beobachten.

Bei den ersten Worten senkte sie, dem Wohlklange seiner Stimme lauschend, das Köpfchen; aber nicht lange währte es, so hob sie es mit einer raschen Bewegung in die Höhe. Forschend suchte ihr Auge in seinen Zügen; doch schien es, als wolle ihr das Gedächtnis nicht zu Hilfe kommen. Sie hatte ja vorhin gesagt, daß sie nur die vier letzten Verse behalten habe.

Da erhob er sich, verließ, ohne Begleitung weiter singend, das Instrument und lehnte sich, den Blick noch immer auf sie gerichtet, mit verschränkten Armen an den nahen Pfeiler.

Jetzt machte mit einem Male der sinnende Ernst auf ihrem Angesichte einem hellen, sonnigen Lächeln Platz; dann strich sie mit einer Bewegung des freudigen Erkennens das reiche, volle Haar von den Schläfen zurück und schloß das Auge, um sich seinen Tönen mit vermehrter Aufmerksamkeit hingeben zu können. Kaum aber waren die Strophen

»D'rum schließe Deine Augen zu,
Worin die Thränen glühn.
Ja, meine wilde Rose, Du
Sollst nicht im Wald verblühn!«

verklungen, so schnellte sie von ihrem Sitze in die Höhe und eilte mit einem Ausrufe des Entzückens auf den Sänger zu.

Schon wollte dieser ihre ausgestreckten Hände erfassen; da aber hielt sie plötzlich inne und floh, während die Gluth der Scham ihr Antlitz bedeckte, dem Nebenzimmer zu.

Hier öffnete sie das Fenster und bot die heiße Stirn dem kühlenden Hauche der Abendluft dar.

Warum hatte sie ihn nicht eher erkannt. Dann wäre sie von der Ueberraschung nicht so plötzlich übermannt worden, und er hätte nie, nie erfahren, daß sie sein Bild aus den Jahren der Kindheit mit herübergenommen habe auch in die reifere und ernstere Zeit des Lebens. Eine plötzliche Erkenntniß stieg jäh und leuchtend in ihr empor, und Alles, Alles, was sie bisher gedacht, gefühlt, gehofft und gewollt hatte, stürzte haltlos zusammen und ließ nichts zurück als eine langsam aufdämmernde Ahnung gänzlicher Hilflosigkeit, gänzlichen Verlassenseins.

Und mitten in diese Dämmerung hinein tönten jene mahnenden Worte, welche er ihr am heutigen Abende gesagt:

»Es liegt in unserer Hand, das Niedergerissene mit starkem, vorurtheilsfreiem Willen schöner und haltbarer wieder aufzurichten.«

Konnte das geschehen? Konnte sie dem Banne, den Geburt, Gewohnheit und Erziehung um sie gezogen, sich entreißen, um dem Rufe eines Gefühles zu folgen, welches Jahre unentdeckt in ihrem Innern geschlummert hatte und jetzt mit einem Male seine leuchtenden Flammen über sie zusammenschlug?

Lange, lange stand sie so am Fenster und vermochte trotz aller Anstrengung nicht, ihr heftig klopfendes Herz zur Ruhe zu bringen. Da ertönte es leise neben ihr:

»Wanda!«

Sie verharrte regungslos in ihrer Stellung.

»Habe ich Sie beleidigt? Verzeihen Sie mir!«

Es erfolgte keine Antwort.

»Bitte, sagen Sie mir ein Wort, nur ein einziges Wort!«

Es war ihr unmöglich, ihr glühendes Angesicht dem Sprecher zuzuwenden, und eine jede Silbe hätte ihre innere Aufregung verrathen. Sie schwieg.

»Gute Nacht, Fräulein von Chlowicki!« klang es da fest und energisch an ihr Ohr, und zu gleicher Zeit vernahm sie seinen sich entfernenden Schritt.

»Herr Winter!«

Er drehte sich langsam um. Kalt blickte sein Auge auf sie hin, und kein Zug seines Gesichtes verrieth auch nur die leiseste Störung seines inneren Gleichgewichtes.

»Sie dürfen mich nicht verlassen, Herr Winter! Oder soll ich ohne Schutz und Begleitung dem Dunkel der Nacht mich anvertrauen?«

»Befehlen Sie Ihre Garderobe?«

»Ich bitte um sie!«

Nach wenigen Augenblicken kehrte er mit dem Gewünschten zurück und verließ mit ihr das Haus. Auf der Straße angekommen, bot er ihr seinen Arm. Sie legte die Hand leise auf denselben, und so schritten sie in tiefen Gedanken, aber wortlos, weiter.

»Hier ist meine Wohnung. Die Mutter hat noch Licht und erwartet mich.«

Er zog die Glocke und sofort erschien eine Dienerin um zu öffnen.

»Im Namen meines Vereins danke ich Ihnen für die gnädige Herablassung, welche uns einen so unerwartet schönen Abend bereitet hat!«

»Wollen Sie nicht für einen Augenblick Zutritt nehmen, damit auch Mutter Ihnen für Ihre Begleitung Dank sage?«

»Ich bitte, mich zu dispensiren. Die späte Stunde wird mich genügend entschuldigen.«

»Dann gute Nacht!«

»Gute Nacht!«


Ende des dritten Teils – Fortsetzung folgt.



Karl May: Wanda