Nummer 40 Der Beobachter an der Elbe.
Unterhaltungsblätter für Jedermann.
Verlag von H. G. Münchmeyer in Dresden.
2. Jahrg.

Wanda.
Novelle von Karl May.
17. Juli 1875


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»Und was erfuhr man?«

»Vollständig genug, um anzunehmen, daß der Mörder seinen Mann nur in der Absicht getödtet habe, um an seine Stelle zu treten.«

»Diese Ansicht scheint mir auf alle Fälle zu gewagt. Es gehört fast Unmögliches dazu, für einen Andern zu gelten, ohne Mißtrauen zu erwecken.«

»Sie haben Recht, und der Mörder ist deshalb als ein höchst kühnes und gefährliches Subject zu bezeichnen. Das Mißtrauen ist auch nicht ausgeblieben, trotzdem fast Alles vorhanden war, seine Absicht zu einer gelungenen zu machen.«

»Was aber kann das bloße Mißtrauen der Polizei nützen?«

»Sehr viel. Es giebt ihr die nöthigen Fingerzeige, und wer diese zu benutzen gelernt hat, der kommt stets zum Ziele.«

»Und warum sind Sie gekommen, eine solche Unterhaltung mit mir zu führen?«

»Weil Sie mir helfen können, die letzte Schlinge um den Thäter, den ich endlich persönlich erlangen kann, zu legen. Ich glaube, von Ihnen nicht abgewiesen zu werden.«

Der Baron athmete sichtlich erleichtert auf. Zwar konnte er sich einer nicht geringen Selbstbeherrschung rühmen; aber das verfängliche Thema war ihm zu unvermuthet auf den Hals gekommen, als daß er die nothwendige Kälte bewahrt hätte. Die letzten Worte Hagens nun ließen ihm vermuthen, daß er unnöthige Befürchtungen gehegt habe, und so antwortete er zustimmend:

»Wenn ich Ihnen irgendwie behülflich sein kann, den Urheber einer so verabscheuungswerthen That zu entdecken, so dürfen Sie auf meine Hülfe rechnen.«

»Ich danke. Entdeckt ist er schon; es gilt nur noch ihn zu fassen, und das hat seine Schwierigkeiten.«

»Welche.«

»Der Ermordete gehörte einem altadlichen Geschlechte an, besaß ein sehr bedeutendes Vermögen und war einer jungen Dame verlobt, für welche ich höchst dringende Rücksichten zu hegen habe. Der Mörder ist an seine Stelle getreten, hat Zutritt in die feinsten Zirkel, ja selbst zu meinem Onkel, dem Polizeirathe gefunden und gilt in Jedermanns Auge für einen ächten Kavalier.«

»Das ist unmöglich. Die Dame wenigstens muß ihn von dem Todten unterscheiden können selbst dann, wenn, was ich allerdings annehme, eine ganz und gar bedeutende Aehnlichkeit zwischen ihnen herrscht.«

»Sie hat ihn nie gesehen, da er schon als Knabe in Pension gegangen ist und seit jener Zeit nur brieflich mit der Heimath verkehrt hat.«

»Dann ist allerdings eine Täuschung möglich,« meinte Säumen, und seine Stimme klang etwas gepreßt. »Sie haben also Rücksicht zu nehmen, wie ich höre, und zwar sowohl auf die betreffende Dame, als auch auf ihren Oheim, die Beide natürlich der Gegenstand einer unangenehmen Aufmerksamkeit würden, wenn Sie den gewöhnlichen Weg einschlagen wollten.«

»So ist es.«

»Und in wiefern bedürfen Sie hier meiner Hilfe?«

»Ich habe die Absicht, die heikle Angelegenheit in der Stille beizulegen und bin deßhalb gezwungen mich mit der betreffenden Person in Verbindung zu setzen. Da mir meine amtliche Stellung eine persönliche Zusammenkunft für diesen Zweck nicht gestattet, so möchte ich Sie bitten die Verständigung zu übernehmen.«

»Das heißt, ich soll einem Mörder die Bedingungen mittheilen, unter denen Sie ihn laufen lassen wollen?« fragte der Baron; aber der Abscheu, welchen er in den Ton seiner Stimme zu legen sich bemühte, war kein vollkommen gelungener.

»Ganz so. Sie werden sich ganz gewiß nicht darüber wundern, daß ich gerad Ihnen diese Bitte vortrage -«

»Wie heißt der Mann?« unterbrach ihn Säumen.

»Den Namen werde ich etwas später nennen?«

»Welche Bedingungen wollen Sie ihm machen?«

»Sagen Sie erst, ob Sie gewillt sind, ihm dieselben mitzutheilen!«

Säumen wandte sich ab und trat an das Fenster. Er begriff das Verhalten Hagens vollständig und war sich nur in einer Beziehung im Unklaren. Kannte der Commissar den Mörder wirklich so genau, wie er schließen lassen wollte? Dann hatte er ganz sicher auch dem Polizeirathe Mittheilung davon gemacht, und es galt also einen Kampf nicht blos mit einem einzelnen Gegner, sondern mit zweien. Die Absicht Hagens lag klar am Tage. Er hatte von Rücksichten gegen die Dame, natürlich gegen Wanda gesprochen. Woher solche Rücksichten, wenn er nicht wünschte, die Polin zu besitzen? Jedenfalls war er dann auch von den Erbschaftsbedingungen unterrichtet und konnte sich nur in dem Falle Hoffnungen auf die Hand des Mädchens machen, wenn - doch, das mußte sich ja gleich zeigen. Jedenfalls war für den Augenblick nur in dem Falle etwas von ihm zu befürchten, wenn er abgewiesen wurde. Man mußte vor allen Oingen Zeit zu gewinnen suchen, um die geeigneten Maßregeln treffen zu können. Deßhalb wandte er sich in das Zimmer zurück und sprach:

»Ich werde mich zu der Mittheilung entschließen. Also sagen Sie Ihre Bedingungen.«

»Ich habe nur eine: Der Mann bekennt sich schriftlich mit seinem Siegel zu der That und darf dafür unangefochten mit dem, was er jetzt an Habe bei sich führt, hingehen, wo er will.«

»Ich kann unmöglich glauben, daß dieser Vorschlag das Ergebniß einer reiflichen Ueberlegung ist. Er ist gefährlich für beide Contrahenten; ich brauche das natürlich nicht weiter auszuführen Unterwerfen Sie ihn einer nochmaligen eingehenden Prüfung, und ich bin ja auch dann bereit, Ihnen meine Vermittelung zu Diensten zu stellen, hoffe aber, daß Sie auch mir zu einer kleinen Gefälligkeit bereit sind.«


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»Welche ist es?«

»Ich will verkaufen.«

»Verkaufen?« fragte Hagen überrascht. »Was denn?«

»Meine sämmtlichen Besitzungen.«

»Ja, dann haben Sie mich vorhin doch unmöglich verstanden!«

»Ich glaube nicht, daß ich langsam und schwer begreife, und ich wünsche sehr, daß dasselbe auch bei Ihnen der Fall sei.«

»Versuchen wir es.«

»Also ich will verkaufen, und zwar ebenfalls unter Bedingungen. Ich werde Ihnen dieselben nennen und ersuche Sie, mich zu recommandiren, wenn Sie einem Kauflustigen durch Zufall begegnen sollten.«

»Nun?«

»Die Absichten, welche ich verfolge, sind Ihnen gleichgiltig; also hören Sie: Ich verkaufe, wo möglich lieber heut als morgen. Der Käufer hat mir den vierten Theil des Werthes baar zu zahlen und bekommt dafür Quittung für den vollen Kaufschilling.«

Hagen horchte auf.

»Das wäre ein ganz acceptables Geschäft; nur fürchte ich, das es unmöglich abzuschließen ist.«

»Warum?«

»Weil ihre Braut gewisse Rechte auf ihr Eigenthum besitzt.«

»Diese Rechte besitzt sie nur für den Fall, daß ich sterbe.«

»Und gerad deßhalb dürfen Sie nicht verkaufen.«

»Doch, doch! Befragen Sie sich gefälligst bei einem sachkundigen Rechtsgelehrten,« mahnte Säumen, dem es nur darum zu thun war, Zeit zu gewinnen. Hagen erkannte wohl, daß er eine Flucht des Barons bei den obwaltenden Verhältnissen nicht zu befürchten habe und meinte nach einigen Zögern:

»Gut; ich werde mich erkundigen und Ihnen dann meine Hülfe zur Verfügung stellen.«

Er ging. Die Unterredung hatte einen ganz andern Verlauf genommen, als er beabsichtigt hatte; aber es war vielleicht so am Besten. Hier war bei nur einiger Zeit ein Vermögen zu erwerben, ein Umstand der Hagen ganz besonders interessiren mußte, da seine Familie nie wohlhabend gewesen war und er trotzdem so wenig sparsam gelebt hatte, daß die Besuche seiner Gläubiger ihn oft mehr als heilsam aufregten. Freilich durfte er wenigstens jetzt gegen den Onkel nicht davon sprechen, sondern war sogar gezwungen, den Baron in seinen Schutz zu nehmen und alles über denselben Gemeinte als irrthümlich hinzustellen. Und das war es jedenfalls, was Säumen berechnet hatte, als er dem Commissar sein indirectes Anerbieten macht.

Als dieser zum Polizeirathe zurückkehrte, trat ihm derselbe erwartungsvoll entgegen.

»Nun, welchen Erfolg hat Deine Taktik gemacht?«

»Einen sehr guten.«

»So hast Du den Baron gefangen?«

»Nichts weniger als das. Er hat mich vielmehr durch die unwiderleglichsten Beweise überzeugt, daß der Verdacht Winters ein höchst alberner ist, und das erfreut mich natürlich mehr, als wenn es mir gelungen wäre, einen Verbrecher in ihm zu finden.«

»Ich hege dieselbe Meinung und bin froh mich nicht mehr in der Gefahr einer Demüthigung zu befinden. Freilich scheint mir der Winter ein überspannter oder wenigstens romantischer Kopf zu sein, der in seinem Fache wohl keine große Carrire machen wird. Nüchternheit ist des Polizisten erste Pflicht.«

»Wenn ich seinen Brief auch jetzt noch zurückbehalte, so geschieht das natürlich nicht für ihn, sondern um dem Barone weitere Mißhelligkeiten zu ersparen. Aber ich werde ihn in der Weise beaufsichtigen, daß es ihm nicht wieder einfallen wird, in solcher Weise gegen alle Vernunft zu handeln.«

»Aber eine treffliche Gelegenheit zur Auszeichnung, sowohl in amtlicher Beziehung als auch in Hinsicht auf Deine Intentionen zur Polin, ist Dir doch entgangen, und ist um so mehr zu beklagen, als nun auch die Verlobung zwischen der Letzteren und dem Barone ihre ursprüngliche Gültigkeit behält.«

»Mir ist trotzdem nicht bange. Es herrscht nicht das mindeste gute Einvernehmen zwischen ihnen, und es wird sich schon ein Weg zum Ziele finden lassen. Ueberlaß das nur mir, Onkel!«

»Wollen es hoffen! Meiner Unterstützung bist Du sicher. Apropos, da kommt mir ein glücklicher Gedanke. Kühnheit ist das beste Mittel, sich bei Wanda beliebt zu machen; wie wäre es also, wenn Du an der Luftparthie Theil nämst?«

»Daran hätte ich nicht gedacht; jedoch Du kannst Recht haben!« meinte Hagen zögernd. »Zwar ist mein Vertrauen zu der Zuverlässigkeit des Professors kein sehr großes; aber ich will sehen, ob ich mich in den Gedanken finden kann.« -

Auch in der Wohnung des Aeronauten wurde von diesem Gegenstande gesprochen. Nach der Entfernung Hagens hatte Säumen sofort den Ersteren aufgesucht und befand sich jetzt in lebhafter Unterhaltung mit ihm.

»Du glaubst also, daß dieser Hagen uns in die Quere kommen werde?«

»Ganz sicher. Zwar hat er keine Andeutung über diesen Punkt fallen lassen; aber er ist wirklich so albern, sein Auge auf die Polin zu werfen und wird Alles thun, um sich ihr in inponirender Weise zu zeigen. Du darfst also wohl seine Meldung erwarten, daß er an der Luftfahrt Theil nehmen werde.«

»Dieser Umstand erschwert mir allerdings die Ausführung dessen, was ich Dir versprochen habe; vielleicht sogar wird es mir unmöglich, mein Wort zu halten.«

»Von einer Unmöglichkeit ist wohl keine Rede. Wenn er so unvorsichtig ist, der Begleiter Wanda's zu sein, so muß er auch die Folgen tragen.«

»Aber der Polizeirath?«

»Ich bin fest überzeugt, daß mich Hagen bei ihm vertheidigt hat, und von Deiner Vergangenheit haben Beide nicht die mindeste Ahnung. Wenn Du mit Deinen Passagieren verschwindest, so ist nicht die mindeste Ursache zu weiteren Befürchtungen. Der Polizeirath wird das Unglück seines waghalsigen Neffen beklagen und im Uebrigen mir seine freundliche Gesinnung bewahren.«

»Aber Du giebst wohl zu, daß doppelte Arbeit nicht für den zwischen uns vereinbarten einfachen Lohn gethan werden kann.«

»Du bist höchst anspruchsvoll!«

»Und Du befindest Dich in einer Gefahr, aus welcher nur ich Dich befreien kann. Sparsamkeit würde da am unrechten Platze sein.«

»Ich bin bereit, die früher bestimmte Summe zu ver-


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doppeln. Du siehst also, daß ich Deine Dienste zu schätzen weiß.«

»Und wirst wohl auch die verlangte Sicherheit nicht verweigern?«

»Welche?«

»Deine Unterschrift.«

»Du verlangst zu viel! Mein Wort muß Dir genügen.«

»Genügt mein Wort auch Dir?«

»Vollständig!«

»So leiste die Zahlung pränumerando. Wir sind dann fertig und können handeln, ohne in weitere Berührung zu kommen.«

»Das hieße, mein Geld riskiren.«

»Ach so! Und doch sagtest Du, daß Dir mein Wort genüge. So wirst Du mir erlauben, auch auf das Deinige kein bedeutendes Vertrauen zu setzen.«

»Aber ich bin Dir doch sicher.«

»Nicht im Geringsten. Ich gebe Dir meine endgültige Entscheidung: Du stellst mir einen Revers aus, in welchem unser Uebereinkommen in nackten Worten niedergelegt, das heißt, Arbeit und Lohn deutlich bezeichnet ist und erhälst ihn in dem Augenblick wieder zurück, in welchem Du mir Zahlung leistest.«

»Und wenn dieses Schriftstück in fremde Hände geräth?«

»Das geschieht nicht. Es liegt ja in meinem eigenen Interesse, die höchste Vorsicht zu bewahren. Hier ist das Schreibzeug; mach, daß wir zu Ende kommen!«

»Ich kann nicht!«

»So gehe. Ich stehe Dir nicht weiter zur Verfügung.«

»Ist das Dein letztes Wort?«

»Mein letztes.«

»So gieb her. Aber die Folgen kommen über Dich, wenn Du irgend welchen unrechten Gebrach von dem Reverse machst.«

»Sei ohne Sorge. Wir kämen Beide in die Tinte, wenn ich unehrlich sein wollte.« Er nahm das unterzeichnete Papier an sich und begleitete den Baron bis an die Thür. Dann verfügte er sich in die Expedition des Localblattes und gab eine Annonce auf, welche die Bekanntmachung enthielt, daß eines anderwärts getroffenen Engagements wegen die Aufsteigung seines Ballons sich um mehrere Tage beschleunigen werde und Fahrgäste sich womöglich sofort zu melden hätten.

Säumen hatte wirklich richtig voraus gesehen. Nicht nur Wanda schickte den Diener mit der Aufforderung, ihr den ersten Sitz zu reserviren, sondern auch Hagen stellte sich mit der Erklärung ein, daß er gesonnen sei, die Beschaffenheit der obern Luftschichten persönlich zu untersuchen, und da sich weiter Niemand meldete, so wurde mittelst Placatanschlag das seltene Schauspiel auf einen der nächsten Tage festgesetzt. -

Am Abende hatte die »Erheiterung« außergewöhnliche Versammlung. In der einige Meilen entfernten Provinzialhauptstadt war übermorgen Sängerfest. Der Verein hatte seine Theilnahme schon längst zugesagt und heut seine letzte Besprechung abzuhalten.

Auch Winter schlug den Weg zu dem Vereinslokale ein. Er war bei der Tante gewesen, hatte längere Zeit mit Wanda gesprochen und die Befestigung seiner Ueberzeugung, daß seine Liebe keine unerwiederte sei, mit fortgenommen. Zwar hatte er seinen Gefühlen noch keine Worte gegeben; aber aus Allem, was er that und sprach, mußte Wanda erkennen, daß sie das Ziel all seines Strebens sei, und während der ganzen, langen Unterhaltung hatte sie keine Sylbe gesprochen, welche als eine Zurückweisung seiner Huldigung hätte gelten können.

Langsam schritt er deßhalb jetzt die Straße hinab, um sich Zeit zu lassen, die Seligkeit der verflossenen Stunde noch einmal durchzukosten. Da kam eine leicht verhüllte Gestalt an ihm vorüber geschritten und blieb hinter ihm stehen.

»Emil!«

»Ja. Wer ist's?«

Es war sein Bruder, der ihn hier erwartet hatte.

»Fast hätte ich Dich nicht erkannt,« sprach dieser. »Dein sonst so rascher Gang hat heut Abend ja ein merkwürdig langsames Tempo angenommen. Hast Du so viel Ursache zum Nachdenken?«

»Zum Nachfühlen würde vielleicht richtiger sein. Ich war bei Wanda.«

»Ich beneide Dich, daß Du Zutritt zu ihr nehmen darfst, während ich von den Verhältnissen gezwungen bin, mich zu verleugnen.«

»Du wirst später reichlich Gelegenheit haben, das Versäumte nachzuholen. Was thust Du hier auf der Straße?«

»Ich wollt Dich sprechen und wußte, daß Du hier zu treffen sein werdest. Hast Du mit Wanda über die Luftfahrt gesprochen?«

»Nein.«

»Sie hat sich vorhin ihren Platz defintiv bestellt.«

»Davon weiß weder die Tante noch ich Etwas. Sie hat jedenfalls geschwiegen, um jedem Einwande vorzubeugen. Was mich betrifft, so werde ich kein Wort dagegen sprechen.«

»Das ist doch wohl nicht Dein Ernst. Du kennst ja die Geschichte des Professors, den ich jedenfalls recht bald beim Schopfe nehmen werde!«

»Freilich kenne ich sie; aber er wird von bedeutenden Fachmännern als ein tüchtiger Aeronaut anerkannt und hat noch niemals Malheur gehabt. Ich würde ohne Sorge mit ihm fahren, und was Wanda betrifft, so wünsche ich allerdings, daß sie ihrem Vorhaben entsagen möchte; aber wie ich sie kenne, wird sie durch jeden Widerspruch in ihrem Entschlusse nur bestärkt werden. Sie ist durch das obstinate Wesen Säumens gewöhnt worden, ihm so oft wie möglich die starke Seite zu zeigen.«

»Aber ich bitte Dich wirklich, sie von der Fahrt abzuhalten; es muß sich ja irgend ein Vorwand finden lassen. Ich habe nämlich einige Ursache zu glauben, daß der Professor Böses im Schilde führt.«

»So sprich.«

»Du weißt, daß ich Hagen eine Beaufsichtigung meiner Schritte zutraute, und das ist mit vollem Rechte geschehen. Er hat sich von dem Postsekretair meinen an den Staatsanwalt gerichteten Brief aushändigen lassen und ihn seinem Onkel vorgelesen. Darauf ging er zum Baron, jedenfalls in der Absicht, diesen zu einem vortheilhaften Uebereinkommen zu bewegen.


Ende des dreizehnten Teils – Fortsetzung folgt.



Karl May: Wanda