Sudermann
Verfasst: 5.8.2010, 12:30
Dies ist fuer Herrn Zwockel:
Eben die Novelle "Jolanthe's Hochzeit" gelesen! Sehr unveraechtlich!
Eben die Novelle "Jolanthe's Hochzeit" gelesen! Sehr unveraechtlich!
Das virtuelle Kaffeehaus aus der sächsischen Heimat des Dichters lädt ein zum Gespräch
https://www.karl-may-vereinigung.de/kahira/
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Ich kenne die 1892 von Hermann Sudermann verfasste Erzählung leider nicht. Habe vor vielen, vielen Jahren von Sudemanns "Reise nach Tilsit" gelesen und halte ihn für einen guten aufrechten Deutschen.Helmut Prodinger hat geschrieben:Dies ist fuer Herrn Zwockel:
Eben die Novelle "Jolanthe's Hochzeit" gelesen! Sehr unveraechtlich!
Helmut Prodinger hat geschrieben:Tatsaechlich wuerde sich die Erzaehlung auch als Stueck eignen
1969. Ich erinnere mich an den ebenfalls mitwirkenden großartigen Gustv Knuth sowie die Thematik "Eros, unbezwungen im Kampf ...".Nach dem Zweiten Weltkriege gab es eine Fernsehverfilmung „Die Reise nach Tilsit“ mit der Schauspielerin Ruth Maria Kubitschek in einer der Hauptrollen.
Es gibt etliches im Netz, bei Gutenberg.Ich musz nun versuchen, den Text aufzutreiben!
"Wer im Alter jung sein will, muß in der Jugend alt sein" (weiß ich nicht von wem)Der Ich-Erzaehler in JH ist 47 und wird bereits als alter Mann gehandelt. Oh weh!
Selbst R Wick ist da schon drueber, und von mir und Herrn Zwockel gar nicht erst zu reden. Da bleibt nur mehr die Ausflucht, dasz die Sechzigjaehrigen die neuen
Vierziger sind.
Da sagen Sie was ... man kommt sich ja vor wie unter Narren. Aber das war wohl auch immer schon so. Steht schon bei Grimmelshausen, diese unsere Zeit, von welcher man glaubt daß es die letzte sei ... (oder man lese Äußerungen von Tucholsky aus den Zwanzigern, klingt manchmal wie frisch geschrieben, oder Hölderlin, oder Wilhelm Busch, in dessen Gesamtausgabe ich gerade geblättert habe, da stehen Sätze über Politiker u.a., das klingt auch sehr nach 2010 ...)Wer mal einige aeltliche Buecher gelesen hat, moechte jedenfalls im modernen Deutschland nicht mehr so gern leben.
Da stimme ich ihnen absolut zu, Herr Prodinger. In dem heutigen Deutschland zu leben ist eine absolute Zumutung. Totaler Verfall der Werte die unser altes Deutschland so lebenswert gemacht haben. Aus und für immer vorbei.Helmut Prodinger hat geschrieben:
Wer mal einige aeltliche Buecher gelesen hat, moechte jedenfalls im modernen Deutschland nicht mehr so gern leben. Das sag' ich mal so, und andere werden es wohl anders sehen.
Und weil's so schön ist den alphabetisch folgenden Text gleich auch noch:DIE SUDERMANN. So heißt eine in den ganz, aber schon ganz feinen Kreisen von Berlin WW vorkommende Milbe, welche einen Hautausschlag erzeugt, den man Eleganz oder auch Elejanz nennt. Davon Befallene reden außerordentlich fein, wenn sie auch geschwollen sind. Die Krankheit ist nur dadurch zu heilen, da6 man dem davon Befallenen das Bankdepot, das wirkliche oder behauptete, wegnimmt und ihn eine ehrliche Arbeit verrichten läßt. Die Sudermann selber ist unausrottbar.
STRINDBERG. Das war ein nordischer Kater, am Aschermittwoch des bürgerlich liberalen Lebens geboren, ewig triste, immer post festum. Ein Dämon verdorbenen Magens hielt er am Ende den Ichthys für den Hering seines Dalles. Hungernd eigentlich nur nach dieser Fastenspeise, d. h. nach dem einsamen Genüsse der Wut und voll Gier nach luziferischer Einsamkeit im All und unter den Allen, leben der Strindberg und sein anderes Geschlecht wie Hund und Katze miteinander, weil sie zur Zeit der Brunst bis zur vollkommenen Unmöglichkeit selbst der innern Einsamkeit einander besessen haben. Das groBe Geschrei, das dieser Kater nach jeder Paarung erhebt und das man bezeichnend den Katzenjammer genannt hat, kommt tief aus Leib und Seel des Tieres, das da im strafenden Feuer des Geheimnislosen brennt, weil erotische Wut und psychologische Gier gleichzeitig am Weibchen gezehrt und so ihn wie es völlig jedes Noch-Sinnes entleert haben. Das Bestreben des Katers am einzigen Tage, den das nächtliche Tier als solchen erkennt, am Aschermittwoch, geht dahin, die ernüchterte Welt auf dem pessimistischen Wege, von unten her, wo die Ratten und Mäuse wohnen, aus dem Jugendreich des chat noir und des schwarzen Ferkel wieder mit Sinn zu laden ; erstens um überhaupt weiterleben zu können ; zweitens um in den aufgezeigten Tragödien der seelischen Delikatesse und der Diskretion die Genüsse der Defloration des Sekreten noch einmal zu durchrasen. Diesen Versuch, sich selber und das Mitgeschöpf vor Gott noch einmal zu desavouieren, die Diskretion in einer permanenten theoretischen Indiskretion immer wieder zu brechen, dies nannte man einst, als der große Kater von Strindberg noch nicht gewichen war, seinen Naturalismus.
Aber nicht doch ... wie gesagt, die Geschmäcker sind verschieden ... ich habe inhaltlich für das von Zwockel Vorgetragene vollstes Verständnis ... das muß nicht heißen, daß ich diese Ansichten grundsätzlich teile, insbesondere in Sachen Werte sehe ich die Dinge vermutlich anders ... (oder wir nennen sie, die Werte, wert[ungs]frei Regularien, dann paßt's für meinen Geschmack schon besser ...)markus hat geschrieben:Die einzige Zumutung ist, die gleiche kalte Kotze schon wieder (oder immer noch) hier zu lesen, allein schon aus hygienischen Gründen.
Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Natürlich akzeptiere ich andere Sichtweisen (will mich ja nicht mit anderen auf eine Stufe stellen). Aber irgendwann wirds langweilig. Wenn ich z.B. immer auf Fußball rumhacke und sage: "Fußball ist der größte Mist.", dann haut man mir wohl auch irgendwann um die Ohren: "Dann schau halt nicht mehr hin, zwingt dich ja keiner. Aber laß uns unseren Spaß, wir lieben es. Such dir eine andere Sportart die dir lieber ist. Gibt ja genug. Aber jetzt laß uns in Ruhe.".rodger hat geschrieben:Akzeptieren wir doch einfach andere Sichtweisen ...
Jenun, das ist ja nun nicht alles auf "Deutsches Reich" und dergleichen reduzierbar ... Wie sich verschiedene Religionen an einem Punkt treffen, treffen sich auch Linksaußen und Rechtsaußen (das bleibt sich gleich ...) an einem Punkt, sie mögen wollen oder nicht: Erkennen von & Unzufriedensein mit Zuständen ...Dann soll man eben dort hingehen, wo es einem kuscheliger erscheinen mag. Oder man macht irgendwo in der Welt sein eigenes neues Deutsches Reich auf
Dazu fällt mir natürlich reflexartigmarkus hat geschrieben:"Such dir eine andere Sportart die dir lieber ist. Gibt ja genug. Aber jetzt laß uns in Ruhe."
ein.»Da sieh mal einer«, sagte der Aufseher, »warum kannst du denn nicht anders?« »Weil ich«, sagte der Hungerkünstler, hob das Köpfchen ein wenig und sprach mit wie zum Kuss gespitzten Lippen gerade in das Ohr des Aufsehers hinein, damit nichts verloren ginge, »weil ich nicht die Speise finden konnte, die mir schmeckt. Hätte ich sie gefunden, glaube mir, ich hätte kein Aufsehen gemacht und mich vollgegessen wie du und alle.« Das waren die letzten Worte, aber noch in seinen gebrochenen Augen war die feste, wenn auch nicht mehr stolze Überzeugung, dass er weiterhungere.
»Nun macht aber Ordnung!« sagte der Aufseher, und man begrub den Hungerkünstler samt dem Stroh. In den Käfig aber gab man einen jungen Panther. Es war eine selbst dem stumpfsten Sinn fühlbare Erholung, in dem so lange öden Käfig dieses wilde Tier sich herumwerfen zu sehn. Ihm fehlte nichts. Die Nahrung, die ihm schmeckte, brachten ihm ohne langes Nachdenken die Wächter; nicht einmal die Freiheit schien er zu vermissen, dieser edle mit allem Nötigen bis knapp zum Zerreißen ausgestattete Körper schien auch die Freiheit mit sich herumzutragen; irgendwo im Gebiss schien sie zu stecken; und die Freude am Leben kam mit derart starker Glut aus seinem Rachen, dass es für die Zuschauer nicht leicht war, ihr standzuhalten. Aber sie überwanden sich, umdrängten den Käfig und wollten sich gar nicht fortführen.