Doro hat Rö 8/28 erwähnt. Für die nicht so Bibelfesten, dieses Pauluswort im Brief an die Römer lautet so: »Wir wissen, dass Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt (...).«
Dr Wohlgschaft forderte einen differenzierteren Beitrag von Dr. Math ein?
Der aber traf es aber unter der Nebenbedingung "1 oder hoechstens 2 Saetze" ganz gut!
man muß auch richtig lesen können. Es stand nirgendwo etwas von einer Nebenbedingung, sondern ich habe lediglich darauf hingewiesen daß man das Thema "Wenn Gott so allmächtig ist, warum läßt er dann Katastrophen, Kriege usw. zu..." nicht in ein, zwei Sätzen behandeln kann (schon gar nicht wollte ich von einem Pseudowissenschaftler wissen ob es nun Gott gibt, oder nicht, darum gings nicht). Darin besteht ein Riesenunterschied.
(Als Kind nannten wir dieses aus dem Zusammenhang reissen übrigens "Stille Post". Anscheinend ist es unter den Erwachsenen heute immer noch beliebt (vor allem bei Zeitungsredakteuren) .)
Ist ja auch überhaupt nicht nötig ... mir persönlich ist es relativ schnurz, was einer glaubt oder nicht glaubt, und ob er z.B. Mays Alterswerk für "wirr" hält, weil er es halt nicht versteht bzw. keinen Zugang dazu hat ... ab und zu auf allerhand eingehen und versuchen, eigene Positionen herüberzubringen, sehe ich als eine Art intellektuelles 'Spiel & Sport', weil's interessant ist, weil's "Spaß macht", aber gewiß nicht, um zu "missionieren" ... es sei denn jemand ist wirklich willens, sich zu bemühen, anderer Leute Sichtweisen nachzuvollziehen und zu respektieren, dann gibt man sich vielleicht schon mal ein bißchen mehr Mühe. Aber wenn einer einem unentwegt sozusagen locker vor den Koffer kotzt denkt man sich irgendwann, er möge doch den vielzitierten Buckel herunterrutschen ... ich habe kein Problem mit dieser hemdsärmeligen Art des Gegenübers, ok, bitteschön, nur soll keiner erwarten, daß man dann ad libitum gegen Windmühlen kämpfen mag, irgendwann winkt man halt innerlich nur noch ab ...
Wenn der Thomas Math und ich uns tatsächlich mal über den Weg laufen sollten, dann sollten wir uns über andere schöne Dinge unterhalten, Lachsfang in Alaska, Fahradfahren am Neckar oder sonstnochwas, Lebensfreude, gesunde Härte, Toleranz und Konfliktfähigkeit, was weiß ich, der Themen sind genug. Oder Tischfußball spielen. Habe ich gestern den ganzen Abend gemacht und mache ich regelmäßig gern, mit netten, einfachen Leuten, die im Gegensatz zu ihm Mays Alterswerk noch nicht einmal gelesen haben werden.
rodger hat geschrieben:Ist ja auch überhaupt nicht nötig ... mir persönlich ist es relativ schnurz, was einer glaubt oder nicht glaubt, und ob er z.B. Mays Alterswerk für "wirr" hält, weil er es halt nicht versteht bzw. keinen Zugang dazu hat ... ab und zu auf allerhand eingehen und versuchen, eigene Positionen herüberzubringen, sehe ich als eine Art intellektuelles 'Spiel & Sport', weil's interessant ist, weil's "Spaß macht", aber gewiß nicht, um zu "missionieren" ...
*unterschreib und dick unterstreich*
Meiner Meinung nach ist sowohl Glauben, als auch Wahrnehmung äußerst subjektiv und individuell. *erneut betone* (das heißt nicht betoniert, sondern hervorgehoben )
Missionierung verbietet sich schon allein aus dem Respekt und der Achtung der individuellen Freiheit und Persönlichkeit eines anderen Menschen gegenüber!
People may hate you for being different and not living by society’s standards, but deep down they wish they had the courage to do the same. (Kevin Hart)
rodger hat geschrieben:...Tischfußball spielen. Habe ich gestern den ganzen Abend gemacht...
Das mit den Figuren die man auf'm Kopf tippen muß und dann treten sie diesen schwarz-weißen Ball? Das kenn ich noch gut. Glaube das werde ich mir auch noch vor der WM kaufen.
Doro hat geschrieben:Missionierung verbietet sich schon allein aus dem Respekt und der Achtung der individuellen Freiheit und Persönlichkeit eines anderen Menschen gegenüber!
Ich bin mir nicht 100%ig sicher, aber es könnte das erstemal werden, daß du und Herr Math einer Meinung sein werdet.
rodger hat geschrieben:...Tischfußball spielen. Habe ich gestern den ganzen Abend gemacht...
Das mit den Figuren die man auf'm Kopf tippen muß und dann treten sie diesen schwarz-weißen Ball?
Nein, das mit den Spielern an beweglichen Stangen. Kickern. Da stehen alle vierzehn Tage ca. ein halbes Dutzend Leute, fast alle so um die Fünfzig oder auch darüber, und spielen so wie sie es als Sechzehn- oder Achtzehnjährige auch schon gemacht haben. Sehr gut, well.
Hier meine angekündigte Antwort auf Markus’ Frage:
Wohl alle (auch die, die es nicht zu hoffen wagen) sehnen sich – bewusst oder unbewusst – nach einer Liebe, die den Tod überdauert. Voraussetzung für die mögliche Erfüllung dieser Sehnsucht ist die Existenz eines gütigen Schöpfers, in dessen ›Gedächtnis‹ unsere Lebensgeschichte gespeichert bleibt und dessen Liebe uns zur Vollendung führt. Damit aber stellt sich das Theodizee-Problem.
Den Begriff ›Theodizee‹ hat, Ende des 17. Jahrhunderts, der Philosoph und Theologe Gottfried Wilhelm Leibniz geprägt. Er bezeichnete damit den Versuch der ›Rechtfertigung Gottes‹: angesichts der Klagen, die wegen des Zustands der Welt gegen Gott, als den Schöpfer, erhoben werden.
Die Anklage gegen Gott blieb stets aktuell. Und manchmal kippt sie um in den Atheismus. Was beispielsweise den Literaturkritiker Reich-Ranicki daran hindert, an Gott zu glauben, ist in erster Linie die Leiderfahrung. In einem FOCUS-Interview erklärt Reich-Ranicki: »Ich habe den dunklen Eindruck, Gott hat mir und meiner Familie nie geholfen, wohl aber jenen, die meine Familie verfolgt und ermordet haben.«
Denselben Vorwurf gegen Gott erhebt, in Mays ›Silbernem Löwen‹, der Offizier Dozorca. Ähnlich klagt, hin und wieder, fast jeder. Als Seelsorger werde ich täglich mit solchen Fragen konfrontiert: Woher kommt das Böse in der Welt? Warum die Ströme von Leid, die Tränen der Kinder, die Kriege mit ihrer Grausamkeit, die Verzweiflung in ihren vielen Gestalten?
Sehr oft wird gefragt: Müsste die Welt nicht anders aussehen, wenn Gott allmächtig und gut ist? Wie kann Gott das alles zulassen? Und dieser Gott soll Liebe sein? Wenn er es nicht verhindert, dass Menschen sich gegenseitig quälen und umbringen?
Viele zweifeln an Gott, weil sie das Leid als Gegen-Argument zu Gottes Liebe empfinden; weil sie nicht glauben, dass ALLES Leid nur Folge von menschlicher Schuld sei; weil sie – verständlicherweise – mit Redensarten wie »Gott wird schon wissen, wozu das gut ist« nichts anfangen können. Die Frage nach dem Leid, »das ist der Fels des Atheismus«, hat der Dichter Georg Büchner bekundet. Und er spricht nicht wenigen aus dem Herzen.
Das LEID ist zu unterscheiden vom BÖSEN. Ganz voneinander zu trennen sind diese Bereiche aber nicht. Denn das Leid ist zum Teil eine Folge des Bösen. Das Leid wie erst recht das Böse ist eine ernsthafte Herausforderung für den Glauben an Gott.
Die vom Menschen verschuldete Not und das schicksalhafte, auf KEINE SCHULD zurückführbare Übel sind unermesslich. Die Schmerzen schon der unvernünftigen Kreatur, die geschundenen Leiber unzähliger Menschen, die Qual der von niemand Getrösteten, all das schreit zum Himmel.
Wir können der Frage nicht ausweichen: Ist der Glaube an Gottes – den Tod überwindende – Liebe BEGRÜNDET, trotz des Leidens und trotz des Bösen in der Welt?
Ohne auf die unterschiedlichen Stellungnahmen zum ›Theodizeeproblem‹ hier einzugehen, beschränke ich mich auf eine – sehr persönliche, sehr subjektive – Bemerkung: Ich glaube, dass die Frage nach dem WOHER des Bösen und dem SINN des Leidens niemand abschließend beantworten kann. Die üblichen Antworten, auch die theologischen Aussagen, sind nur unzureichende Erklärungs-VERSUCHE. Andererseits habe ich am eigenen Leib erfahren, dass Gott das Leid zwar nicht verhindert, dass er seine Liebe aber dadurch erweist, dass er BEISTEHT: sei es in Menschen, die mir helfen, sei es durch die Kraft, die er gibt, um Leid zu ertragen.
Im Alter von fünfzehn Jahren hatte ich einen Kummer, der mein Leben für lange Zeit verdunkelte. Wenn ich an diese Jahre zurückdenke, frage ich mich, woher ich die Kraft nahm, sie zu bestehen. Ich kann im Rückblick nur sagen: Auch im Abgrund war ich getragen von einem unsichtbaren Du, das mich (zumindest zeitweilig) spüren ließ: Ich lebe nicht umsonst, ich bin geliebt, es wird alles gut – und sei es erst jenseits des Todes.
Später geriet ich in eine Beziehungskrise, in der vieles zerbrach, was mir wichtig war. Ich sah keinen Sinn mehr im Leben. Aber in den schlimmsten Phasen waren vertraute Personen da, die mir menschliche Nähe schenkten. Schritt für Schritt kehrte die Freude am Dasein zurück. Freunde sprachen mir Mut zu, sie nahmen mich an der Hand und stärkten mich.
In geistlichen Liedern – wie ›Ins Wasser fällt ein Stein‹ – wird bezeugt: Gottes Liebe ist erfahrbar, sie leuchtet auf in menschlicher Zuwendung. Ich selbst habe die göttliche Nähe gespürt, vorzugsweise in der zwischenmenschlichen Liebe, die mir das Dasein Gottes spiegelt. Für MICH ist es schlüssig: Wäre kein liebender Gott, dann gäbe es auch so wunderbare Menschen wie A. oder R. oder B. oder T. nicht.
Dass ich mit diesem Statement Andersdenkende nicht überzeugen werde, ist mir völlig klar. Ich will auch niemanden überreden, ich will nur meinen eigenen Glauben – für die, die es interessiert – ein wenig erläutern.
Ich kann mit diesem Theodizee-Problem nichts anfangen ... das Leid gehört nun mal unabdingbar zur Schöpfung, das hat schon Nietzsche in Turin erkannt ... Reich-Ranicki ist doch so belesen, soll er nochmal in den Prolog vom 'Faust' gucken, da steht’s auch drin ... (z.B. Oder bei Dostojewski. Oder oder oder.)
„Kummer, der mein Leben für lange Zeit verdunkelte. Wenn ich an diese Jahre zurückdenke, frage ich mich, woher ich die Kraft nahm, sie zu bestehen.“ Das ging mir ganz ähnlich. „Aber in den schlimmsten Phasen waren vertraute Personen da, die mir menschliche Nähe schenkten.“ Das war bei mir nicht so, bei mir war seinerzeit jeweils NIEMAND da. Das habe ich alles immer schön alleine auf die Reihe kriegen müssen. Und freue mich weiterhin des Lebens und der Lebensfreude und ließ und lasse sie mir nicht vergällen, nochmal das Kohl-Redenschreiber-Zitat, bissel halbwegs scherzchenhafte Augenzwinkerei auch hier, aber immer gerne doch.
„Gott wird schon wissen, wozu das gut ist“ halte ich inhaltlich nicht für eine „Redensart“, sprachlich vielleicht, es klingt ein bißchen schlicht. Aber es handelt sich um eine Überzeugung, ggf. eine unerschütterliche. Denken wir z.B. an Abraham und Isaak als Beispiel, Bild oder auch Gleichnis.
Heute bin ich DANKBAR für all den Schlamassel, den ich hinter mir habe. Ist doch eine wunderbare Schule. Lieber seine Lektion lernen als lebenslänglich sich Illusionen machen ...