Karl Mays Fauxpas mit dem Slowaken - und Kosovo
- sven.becker.kiel
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Kenadem ein Phantasie-Emirat?
Nicht ganz, Helmut:
Zumindeſt habe ich Einiges, im Textzuſammenhang Erwähntes,
ausfindig machen können (alles um 11°N, 21°O):
"Afrika nordöſtli. Blatt" aus Meyer's Handatlas, 1863, kennt DAR RUNGA;
"General-Karte von Afrika" von F. Handtke, 1890, kennt nur DAR RUNGA;
"Nordöſtliches Afrika" aus Andree´s Handatlas, 1893, kennt DAR RUNGA, TÜNDSUR und das THAL GERARI;
"Die Sahara" aus Chavanne's 'Die Sahara...', 1878, kennt den RAHAT GERARI.
Die Karten Guſtav Nachtigals (1879), der als einziger Deutſcher damals wirklich dort
geweſen ist, kennen leider auch nur RUNGA.
'Kenadem' iſt (bisher) nur im Kartenſatz und auf der Orient-Landkarte
des KMV zu finden.
Gruß aus dem Norden
Sven
__________________________
Nachtrag: die Michelin-Karte #741, "Afrique Nord et Oueſt" kennt ROUNGA.
Zumindeſt habe ich Einiges, im Textzuſammenhang Erwähntes,
ausfindig machen können (alles um 11°N, 21°O):
"Afrika nordöſtli. Blatt" aus Meyer's Handatlas, 1863, kennt DAR RUNGA;
"General-Karte von Afrika" von F. Handtke, 1890, kennt nur DAR RUNGA;
"Nordöſtliches Afrika" aus Andree´s Handatlas, 1893, kennt DAR RUNGA, TÜNDSUR und das THAL GERARI;
"Die Sahara" aus Chavanne's 'Die Sahara...', 1878, kennt den RAHAT GERARI.
Die Karten Guſtav Nachtigals (1879), der als einziger Deutſcher damals wirklich dort
geweſen ist, kennen leider auch nur RUNGA.
'Kenadem' iſt (bisher) nur im Kartenſatz und auf der Orient-Landkarte
des KMV zu finden.
Gruß aus dem Norden
Sven
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Nachtrag: die Michelin-Karte #741, "Afrique Nord et Oueſt" kennt ROUNGA.
Re: Karl Mays Fauxpas mit dem Slowaken - und Kosovo
Weitere Diskussion zu diesem Thema auch hier.
Alexander (Sascha) Avenarius
Karl-May-Diplomarbeit
Karl-May-Diplomarbeit
Re: Karl Mays Fauxpas mit dem Slowaken - und Kosovo
Da keiner der Foristi "Stephan Pudel" befragt hatte, hole ich dies heute nach.Faterson hat geschrieben: 15.7.2008, 12:37 Das alles ändert nichts daran, dass die Sache mit dem Slowaken ein großer und peinlicher Fauxpas seitens Karl Mays ist.
Wenn er einen Tschechen mit einem Slowaken verwechselte — bitteschön, das ginge noch einigermaßen, denn dies sind verwandte Völker derselben Sprachgruppe und ethnischen Ursprungs. (Und May verwechselt ja zumindest die beiden Sprachen in der Sklavenkarawane, denn der vermeintliche Slowake spricht... Tschechisch.)![]()
Aber Slowake und Ungar darf man nicht als Synonyme benutzen, denn zwischen den beiden Völkern gab es schon immer große Spannungen, die bis heute andauern, wo beide Nachbarländer EU-Mitglieder sind. (Der ungarische Ministerpräsident lehnt es derzeit seit Monaten ab, sich mit dem slowakischen Ministerpräsidenten zu treffen, nach einer erneuten Unstimmigkeit wurde das vereinbarte Treffen von ungarischer Seite abgesagt.)
Also: Slowaken und Ungarn darf man nicht verwechseln, genauso, wie man Iraker und Iraner nicht verwechseln darf (oft Todfeinde), oder Armenier und Aserbajdschaner (dito) und Serben / Albaner. Slowaken und Ungarn sind keine Todfeinde, aber doch eindeutig verschiedene Völker, von denen das kleinere von dem anderen jahrhundertelang regiert wurde, woher all die Misstöne stammen.
Ein großer Fauxpas Karl Mays also — aber er mindert das Lesevergnügen der Sklavenkarawane keineswegs, ist bloß eine Notiz am Rande.
Aber lassen wir doch Uszkar selbst zu Wort kommen. Auf Seite 29 heßt es in einem Wortwechsel zwischen Uszkar und Schwarz:
"Ich bin ein Magyar aus Nagy-Mihaly bei Ungvar."
"Von dort? Dann aber bist du wohl kein Magyar, sondern ein Slowak. Du hast dich dessen jedoch gar nicht zu schämen."
"Ich schäme mich auch nicht; aber da ich in Ungarn geboren bin, bin ich dort auch Magyar. ..."
(Quelle: Die Sklavenkarawane, Seite 29, Union Deutsche Verlagsgesellschaft)
Also, ist dies kein "großer und peinlicher Fauxpas seitens Karl May" sondern offenbar nur ein Irrtum von Faterson.
Nur nebenbei sei erwähnt: Ein Teil der Slowakei gehörte jahrhundertelang zu Ungarn. Erst Ende des 19. Jahrhunderts gab es seitens der Slowaken Unabhängigkeitsbestrebungen.
Illa liqaa wünscht Ben Nemsi
Re: Karl Mays Fauxpas mit dem Slowaken - und Kosovo
Natürlich ist das, wie üblich, ein Patzer des Maysters, der da alle möglichen Nationalitäten durcheinanderwirbelt.
Und wo er meint, Slowakisch zu zitieren, ist es entweder Tschechisch oder Ungarisch. Peinlicher gehts nicht mehr!
Nichtsdestotrotz ist Die Sklavenkarawane einer der bestens Romane Karl Mays, und die Szenen rund um das Sklavenlager erinnern an den Film Schindlers Liste in literarischer Form.
Nichtsdestotrotz ist Die Sklavenkarawane einer der bestens Romane Karl Mays, und die Szenen rund um das Sklavenlager erinnern an den Film Schindlers Liste in literarischer Form.
Alexander (Sascha) Avenarius
Karl-May-Diplomarbeit
Karl-May-Diplomarbeit
Re: Karl Mays Fauxpas mit dem Slowaken - und Kosovo
Lieber Sascha,Faterson hat geschrieben: 8.10.2025, 1:29 Natürlich ist das, wie üblich, ein Patzer des Maysters, der da alle möglichen Nationalitäten durcheinanderwirbelt.Und wo er meint, Slowakisch zu zitieren, ist es entweder Tschechisch oder Ungarisch. Peinlicher gehts nicht mehr!
Karl May wirbelt also alle möglichen Nationalitäten durcheinander. Was meinst Du damit? Ich verstehe diesen Vorwurf nicht. Leider bin ich nicht des Tschechischen mächtig und werde mich da auf Deine Expertise verlassen.
Aber ich gebe folgendes zu bedenken: Die Handlung spielt zur Zeit der KuK-Monarchie, die, da sind wir uns wohl einig, ein Vielvölkerstaat war. Da wurde nun mal auch deutsch, ungarisch slowakisch, tschechisch gesprochen.
Wieso soll es peinlich sein, wenn Uszkar mal ungarisch und dann wieder slowakisch spricht.
Ich spreche mit Engländern Englisch, mit Franzosen Franösisch und in Deutschland Deutsch. Ist das peinlich? Nein, warum...
Illa liqaa wünscht Ben Nemsi
Re: Karl Mays Fauxpas mit dem Slowaken - und Kosovo
Ja eben... Ein Slowake würde nie Tschechisch sprechen (wie es diese Figur in diesem Roman tut, soweit ich mich erinnere), außer wenn er in Tschechien Karriere machen möchte, und noch weniger würde ein Tscheche Slowakisch sprechen (wenn sie es versuchen, haben sie meistens einen stark tschechischen Akzent, was lächerlich klingt, also sprechen sie lieber Tschechisch, weil das jeder Slowake sowieso versteht). Und Ungarisch sprach ein echter Slowake nur aus amtlicher Nötigung, sicherlich nicht spontan – es gab ja Jahrhunderte gewaltsamer Unterdrückung des Slowakischen und der Slowaken seitens der Ungarn: das war keineswegs eine friedliche Koexistenz, sondern Eroberung (sprachlich und auch sonst).
Ich habe Die Sklavenkarawane nun vor vielen Jahren gelesen, also erinnere ich mich an Details nicht mehr, aber es war auf jeden Fall durcheinandergewirbelt
und total unrealistisch, sprachlich gesehen – solch eine Figur hätte es aus sprachlicher Sicht nie geben können. Mann konnte schon sehen, dass May als Autor diese vermeintlich „slowakische“ Figur aus verschiedenen Enzyklopädien „zusammengelesen“ hat, aber nicht besonders erfolgreich. Den literarischen Wert des Romans mindert das jedoch keineswegs – wie uns auch alle Ungenauigkeiten des Maysters über Amerika beim Lesen der Wildwest-Erzählungen nicht stören.
Ich habe Die Sklavenkarawane nun vor vielen Jahren gelesen, also erinnere ich mich an Details nicht mehr, aber es war auf jeden Fall durcheinandergewirbelt
Alexander (Sascha) Avenarius
Karl-May-Diplomarbeit
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