Willkommen ist der Besuch
des Verlegers Friedrich Ernst Fehsenfeld aus Freiburg im Breisgau. Am 17.
November 1891 kommt es zum Vertrag über die Edition der Gesammelten
Reiseromane. Der Verleger berichtete: »Gleich wurde ich […] in eine
Stimmung von Gefahren und ihrer Begegnung hineinversetzt. War doch das
ganze Grundstück von einem Bretterverschlag eingeschlosssen, von dessen
Kante eiserne Stacheln herabdräuten. Man konnte von außen nicht
hineinsehen. Und Gartentür und Haus wurden nach unserem Eintritt wieder
festverschlossen und verriegelt.« Zu jener Zeit scheute Karl May noch
immer die Öffentlichkeit. Der Palisadenschutz sollte die Vergangenheit vor
der Außenwelt abschirmen, insbesondere aber vor weiteren Einbrechern. Ohne
Genehmigung lässt May an der Ostseite der Villa einen Erker anbauen. Damit
wurde das Arbeitszimmer erweitert.
Aus Fehsenfelds Darstellung erfahren wir noch von »bescheiden
eingerichteten Räumen«, aber auch »höchst gemütlichen Stunden«, er bekam
auch einen Begriff vom Fleiß Karl Mays: »Wenn er zur Arbeit ging, nahm er
einen großen Topf starken Kaffees mit, legte einige Zigarren daneben,
schloß dann die Tür ab und schrieb nun die ganze Nacht durch bis zum
Morgen«.
Karl May bekam ein
Akontohonorar von 500 Mark pro Band und weitere 2000 Mark nach dem Absatz
von jeweils 5000 Exemplaren (später wurde der Autorenanteil etwas erhöht).
Am 3. Dezember 1891 schrieb er aus einer glücklichen Gemütslage an seinen
Verleger:
In der ›Villa Agnes‹
entstanden die Romane ›Der Mahdi‹, ›Der Oelprinz‹, ›Die Felsenburg‹ /
›Krüger-Bei‹ / ›Die Jagd auf den Millionendieb‹ (›Satan und Ischariot
I–III‹), ›Winnetou I‹, ›Old Surehand I‹ sowie ergänzende Texte für Bände
der gesammelten Reiseromane (u. a. bei ›Der Schut‹, ›Am stillen Ocean‹
und ›Winnetou II–III‹).
Die ›Villa Agnes‹ wurde Ende der 1870er Jahre als eines der ersten
Anwesen an der Nizzastraße gebaut. Der Eingang in das Eckgrundstück
erfolgte vermutlich schon immer von der Lößnitzgrundstraße her. Später
erweiterte man das Gebäude, so um 1910 durch den halbrunden Anbau an der
Ostseite und die vorgelagerte Veranda.
Der vorliegende Beitrag aus dem Buch ›Reisen zu Karl May‹ wurde nach
dem Tod von Dr. Christian Heermann (1936–2017) von Ralf Harder ergänzt
und aktualisiert.
Literaturhinweise
Christian Heermann: ›Winnetous Blutsbruder‹. Karl-May-Biografie, Bamberg/Radebeul 2002.
Dieter Sudhoff/Hans-Dieter Steinmetz: ›Karl-May-Chronik I‹, Bamberg/Radebeul 2005.
Hans-Dieter Steinmetz: ›Karl Mays Wohnsitze in der Lößnitz. Architekturzeichnungen ersetzen fehlende historische Fotos‹. In: Karl-May-Haus Information, Nr. 20, Hohenstein-Ernstthal 2007.
René Grießbach: ›Auf Karl Mays Spuren in Radebeul‹. In: Der Beobachter an der Elbe, Nr. 29, Radebeul 2017.