Im Haus am Altmarkt 33 lebte und arbeitete der von
      Königswalde bei Annaberg zugezogenen Barbier und Zahnarzt Christian
      Gotthilf Pollmer. Seine 1830 in Hohenstein geborenen Tochter, Emma
      Ernestine Pollmer, verstarb 1856 bei der Geburt seiner Enkelin Emma Lina
      Pollmer, die er fortan in seine Obhut nahm und aufzog. 1876 hatte May die
      inzwischen zur Lokalschönheit herangewachsene Enkelin Emma kennengelernt.
      In den Jahren zwischen 1877 bis 1880 lebte er zeitweise mit in der
      Pollmerwohnung. Erst nach dem Tod des alten Barbiers und der Heirat mit
      Emma zog das junge Paar aus.
        
 
      
        Das Pollmer-Haus im August 2020.
  
      Das Wohnhaus an der Ecke Lichtensteiner Straße/Altmarkt wurde 1798 erbaut.
      Über 100 Jahre zuvor hatte an dieser Stelle, die zum Entstehungskern der
      Stadt Hohenstein gehört, schon ein großes massives Eckhaus gestanden.
      Dieses brannte 1717 mit 34 weiteren der westlichen Marktseite und der
      damaligen Lichtensteiner Gasse ab. Von 1861 an gehörte das sechs
      Jahrzehnte zuvor errichtete Haus der Witwe Bertha Hermine Heymann,
      geborene Metzner. Ein Verwandter von ihr, der Oberlungwitzer
      Biergroßhändler Julius Metzner, erwarb 1891 dieses Grundstück. Metzner
      hatte 1868 in Oberlungwitz eine Großhandlung von bayrischen und
      einheimischen Bieren gegründet und lange Zeit betrieben. Erst im Januar
      1890 übergab er das Geschäft an seinen Schwiegersohn Christian Haubold.
      1869 hatte Karl May den Namen Metzner auf einer kleinen Pappmarke mit dem
      Stempel ›Julius Metzner Oberlungwitz‹ missbraucht, die er bei der Flucht
      nach seinem Ponitzer Coup offensichtlich hinterließ. Ob er den Händler nur
      durch den Biervertrieb kannte oder ob anderweitige Kontakte zwischen
      beiden bestanden, ließ sich bisher nicht nachweisen. 1931 unterzog man das
      Haus einer Erneuerung. In seiner äußeren Form blieb es seit dieser Zeit
      erhalten. Der Textilwarenhändler Kurt Weiß erwarb das Wohn- und
      Geschäftshaus im Jahre 1946. Nach Aufgabe des Ladens bezog die
      Volkshochschule und nach der Wende hier ein Reisebüro Quartier. Inzwischen
      ist der vom Altmarkt aus erreichbare Laden viele Jahre leerstehend und im
      Erdgeschoss hat sich ein Makler niedergelassen.
         
 
      
        Bodenfund im Hüttengrund, Bierflaschen-Schnappverschluss von Julius
        Metzner Nachf. um 1900.