Das Vereinslokal des Gesangsvereins ›Lyra‹, gegründet 1857, befand
sich im heutigen Wohnhaus in der Karl-May-Straße 38. Das Haus in der
ehemaligen Niedergasse 119 (später Bahnstraße 19) wurde 1834 erbaut, was
der Schlussstein mit der Inschrift ›No. 119 G. S. 1834‹ belegt. Einen
möglichen Bezug zum Ernstthaler Gesangsverein stellt eine angedeutete Lyra
über der Haustür her. Seit spätestens 1876 dient das Haus vorwiegend
Wohnzwecken, nur eine Schuhmacherwerkstatt war hier zeitweise
untergebracht. 1980 wurde der Gebäudekomplex mit Fassadendetails unter
Denkmalschutz gestellt.
Zum 2. November 1857 lud der Vorstand des Gesangsvereins ›Lyra‹ zu einer
Generalversammlung ein. Vermutlich stand der Name des Vereins noch nicht
eindeutig fest, wie im ›Wochenblatt und Anzeiger für Hohenstein, Ernstthal
und Umgebung‹ am 30. Oktober 1857, S. 352, anklingt:
Am 21. November 1857 wird der Vereinsname ›Lyra‹ im ›Wochenblatt und
Anzeiger für Hohenstein, Ernstthal und Umgebung‹, S. 375, erstmals
genannt:
Ende Dezember 1862/Anfang Januar 1863 muss ein »Vocalconzert der ›Lyra‹-Sänger gemeinsam mit dem Gesangsverein Liederkranz« stattgefunden haben, denn anlässlich einer »Christbescheerung für arme Schulkinder« am 11. Januar 1863 spendeten beide Vereine zusammen 10 Taler aus Erlösen eines gemeinsamen Konzertes. Der Verein ›Lyra‹ dürfte nach 1864 eingegangen oder unter anderem Namen weitergeführt worden sein. Eventuell wurde er in den ›Sängerkreis Ernstthal‹ übernommen. Mindestens drei Zeitungsannoncen aus dem Jahre 1863 bezeugen Auftritte Mays. Weitere derartige Auftritte im Zeitraum 1863/64 lassen sich mit hoher Wahrscheinlichkeit annehmen. Bei seiner musikalischen Betätigung griff er auf Kenntnisse und Fähigkeiten zurück, die er mit dem Unterricht von Kantor Strauch und durch die solide Musikausbildung im Waldenburger und im Plauener Lehrerseminar erworben hatte.
1863/64 entstanden verschiedene Kompositionen für den Gesangsverein ›Lyra‹, u. a. sind von ihm bekannt:
Vermutlich um 1864 entstanden die musikalischen und textlichen Entwürfe für Die Pantoffelmühle, eine Originalposse mit Gesang und Tanz in acht Bildern von Karl May.
Das Wohnhaus in der Ernstthaler Karl-May-Straße 38 ist als ehemaliges
Vereinslokal des Gesangsvereins ›Lyra‹, wie die Beispiele zeigen, eine
wichtige Karl-May-Stätte, die besondere Aufmerksamkeit verdient.